Ankaufsetat ermöglicht städtischen Museen herausragende Ankäufe
Das MUSEUM MMK FÜR MODERNE KUNST, das Jüdische Museum und das Caricatura Museum erwerben zur Vervollständigung ihrer Sammlungen mit Hilfe des städtischen Ankaufsetats weitere Kunstwerke. Der Ausschuss für Kultur, Wissenschaft und Sport hat den Ankäufen in seiner Sitzung am Donnerstag, 16. September, zugestimmt.
„Die Wiedereinführung des Anlaufetats 2019 war ein wichtiger Schritt für die Frankfurter Museen und wie die aktuellen und vergangenen Ankäufe zeigen, wird das Budget rege genutzt. Es ist Aufgabe eines Museums, Sammlungen aufzubauen, zu pflegen, zu bewahren, zu erforschen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Daher ist es wichtig, dass jedem Haus mit seinem ganz individuellen Sammlungskonzept die Möglichkeit zum Ausbau der eigenen Sammlung gegeben wird. Der Ankaufsetat für die städtischen Museen verbessert nicht nur die Präsentationsmöglichkeiten und das Ansehen der Häuser, sondern garantiert durch die jeweils eigene Ankaufspolitik der Museen eine weitere Diversifizierung der Frankfurter Museumslandschaft. So zieht beispielsweise mit den Arbeiten von Franziska Becker in das Caricatura Museum der weibliche, im Bereich der Komischen Kunst unterrepräsentierte Blick in die Sammlung ein und im Jüdischen Museum wird mit dem Erwerb der Werke von Rosy Lilienfeld eine fast vergessene Künstlerin wieder ins Bewusstsein gerückt“, erklärt Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig.
Seit 2019 haben die städtischen Museen auf Initiative von Kulturdezernentin Hartwig wieder ein Budget für die Erweiterung ihrer Sammlungen. Das gab es seit 2004 nicht mehr. Jährlich stehen den Häusern nun 1,1 Millionen Euro für Ankäufe von Kunstwerken zur Verfügung. Das MUSEUM MMK FÜR MODERNE KUNST, das Jüdische Museum, das Caricatura Museum und zuletzt das Weltkulturen Museum Frankfurt haben bereits mit Mitteln aus dem Etat Ankäufe getätigt.
Ankäufe in der Übersicht
Weitere Informationen und Bildmaterial stehen auf Anfrage zur Verfügung. Die folgenden Kurzbeschreibungen stellen lediglich einen Auszug dar.
Jüdisches Museum Frankfurt:
Rosy Lilienfeld
(* 1986 in Frankfurt am Main – † 1942 in Auschwitz)
Konvolut von 88 Zeichnungen der expressionistischen Künstlerin
Rosy Lilienfeld wurde 1896 in Frankfurt geboren und studierte an der Städelschule. Das Werk der Künstlerin, die sehr stark dem Expressionismus zugewandt ist, ist fast in Vergessenheit geraten und so liegen auch nur wenige Informationen zur Biografie von Rosy Lilienfeld vor. Die 55 Blätter des Konvolutes waren bislang unbekannt und stellen somit geradezu eine Entdeckung dar. Sie geben sehr viel Aufschluss über das Werk der Künstlerin und zeigen nicht nur wie vielfältig die Themenwahl war, sondern wie sie die expressionistischen Einflüsse in die Darstellung ausdrucksstarker Bilder der jüdischen Mythologie einsetzte. Es handelt sich um ein einzigartiges Zeugnis Rosy Lilienfelds, deren Leben durch die Verfolgung und Ermordung 1942 ein Ende fand.
Hadassa Goldvicht
(* 1981 in Jerusalem)
Writing Lessons Series, Drei Videoarbeiten
Die israelische Künstlerin Hadassa Goldvicht stammt aus einer orthodoxen Familie in Jerusalem und hat in den letzten 20 Jahren immer wieder in den Vereinigten Staaten gelebt. Aktuell lebt und arbeitet sie in Jerusalem. Goldvichts Video und Rauminstallationen beschäftigen sich meist mit Sprache, Mythen und Intimität sowie deren Bezügen zu emotionalen, sozialen und politischen Hierarchien. Mit ihren Arbeiten versucht sie religiöse Rituale aufzubrechen und diese neu zu lesen.
Caricatura Museum Frankfurt:
Franziska Becker
(* 1949 in Mannheim)
Repräsentatives Konvolut aus ihrem gesamten Schaffen. Gemälde, Cartoons und Comics aus der EMMA
Franziska Becker studierte an der Kunstakademie in Karlsruhe. Die Bedeutung des Werks von Becker für die Sammlung des Caricatura Museums Frankfurt liegt nicht in den wenigen Jahren der Mitarbeit für Titanic begründet, sondern vielmehr darin, dass sie ein Solitär der Komischen Kunst ist. Als Hauszeichnerin der Emma trifft sie mit Selbstironie vor allem das eigene Geschlecht, ihre Bildergeschichten und Cartoons haben neben dem witzigen auch den weiblichen Blickwinkel. Frauen sind wie in anderen Bereichen auch in der Komischen Kunst unterrepräsentiert. Mit der Aufnahme ihrer Bilder in die Sammlung des Caricatura Museums soll dem entgegengearbeitet werden.
Michael Sowa
(* 1945 in Berlin)
Ankauf aus einer Privatsammlung
Michael Sowa studierte Kunstpädagogik in Berlin und arbeitet seit 1975 als freischaffender Maler. Sowa ist freier Mitarbeiter des Satiremagazins Titanic. Daneben veröffentlicht er im Zeit-Magazin sowie in The New Yorker und arbeitet als Buchillustrator und Bühnenbildner (z.B. an der Oper Frankfurt für „Die Zauberflöte“). Zudem illustriert Sowa zahlreiche Zeitschriften, Bücher und Buchcover. Einem breiteren Publikum wurde der Künstler auch durch den Erfolg des Films „Die fabelhafte Welt der Amélie“ bekannt, für den er einige Bilder und die Schweinelampe in Amélies Zimmer schuf.
MUSEUM MMK FÜR MODERNE KUNST:
Marcel Duchamp (*1887 in Blainville-Crevon – † 1968 in Neuilly-sur-Seine)
Neuf Moules Mâlic, 1938
Bei Neuf Moules Mâlic (1938) handelt es sich um ein Hauptwerk des französischen Künstlers Marcel Duchamp, dem sicherlich einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Er war für die Umbruchzeit der europäischen und amerikanischen Kunst zwischen den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts von großer Bedeutung. Das Objekt Neuf Moules Mâlic gilt mit seiner Auflage von nur neun Exemplaren als äußerst selten und ist auf dem Kunstmarkt praktisch nicht mehr zu finden. Diese Neuerwerbung ergänzt den Sammlungsbestand des Künstlers Marcel Duchamp im MMK in herausragender Weise und kann als ein Schlüsselwerk für die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden
Gustav Metzger
(* 1926 in Nürnberg – † 2017 in Nürnberg)
Historic Photographs: No. 1: Liquidation of the WarsawGhetto, April 19-28 days, 1943, 1995-2020
Historic Photographs: Hitler-Youth, Eingeschweisst,1997-2020
Gustav Metzgers Auseinandersetzung mit dem Holocaust gehört zu seinen wertvollsten Beiträgen in der Debatte um Kunst und Politik. Im Rahmen seiner Serie Historic Photographs hat sich der Künstler eine Vielzahl von Dokumenten angeeignet, die die allgegenwärtige Präsenz des Zweiten Weltkriegs belegen. Der Betrachter wird mit Fotografien konfrontiert, die Momente der Gewalt und Demütigung zeigen, welche die jüdische Gemeinschaft während des Holocausts erlebte. Im Kontext der Sammlung des MMK nehmen die beiden Neuerwerbungen von Gustav Metzger eine wichtige Schnittstelle zwischen den Sammlungsschwerpunkten der Minimal Art der 1960er Jahre und der umfangreichen fotografischen Sammlung ein.
Precious Okoyomon
(* 1993 in London)
Angel, 2020 (vier Skulpturen)
Bei den vier Angels der 1993 in London geborenen, in Nigeria aufgewachsenen und heute in New York lebenden Künstlerin Precious Okoyomon handelt es sich sprichwörtlich um Boten oder Abgesandte. So waren sie doch Teil der Installation „Earthseed“, die die Künstlerin 2020 im ZOLLAMTMMK realisiert hat. Es war die erste europäische institutionelle Ausstellung der 27-jährigen Künstlerin. Entstanden war ein sehr atmosphärischer Raum – schallgedämpft durch die Erde und der Geruch des Erdreichs und der Pflanzen. Ein real gewordenes „Landschaftsbild“
Frank Walter
(* 1926 – † 2009 in Antigua)
Untitled (Trampled Vision), o.J.
Das MUSEUM MMK FÜR MODERNE KUNST widmete dem Werk des in Antigua und Barbuda geborenen Künstlers Frank Walter im Jahr 2020 eine erste umfangreiche Retrospektive. Sein Werk zeugt von der Geschichte und Gegenwart des Kolonialismus in der Karibik sowie den geistesgeschichtlichen Kontexten des kolonialen und postkolonialen Denkens. Mit der Erwerbung des Gemäldes Trampled Vision schließt sich der Kreis von den familiären Ursprüngen des Künstlers in Deutschland zu der großen Werkschau in Frankfurt.
17.09.2021
Dezernat Kultur und Wissenschaft
Pressesprecherin und Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit
Hanna Immich
Brückenstraße 3-7
60594 Frankfurt am Main